Quelle: Kieler Nachrichten vom 23.1.2012
Besucheransturm zur Ausstellungseröffnung
- Entscheidung fällt am Donnerstag.
Schwentinental. Es ist derzeit das Gesprächsthema im Schwentinentaler Ortsteil Raisdorf. Die Diskussion um das During-Kreuz in der Raisdorfer St. Martinskirche ging am Sonnabend bei der Eröffnung der Ausstellung "Fritz During und sein Werk" in eine weitere Runde. Mit solch einem Besucheransturm in der bis auf den letzten Platz gefüllten DRK-Seniorentagesstätte hatte Helmut Ohl vom veranstaltenden Heimatbund trotz der Brisanz des Themas dann doch nicht gerechnet. "Wir haben als Verein für den Altarraum gespendet, allerdings unter anderen Vorzeichen. Wir wussten nicht, dass der Kirchenvorstand sowohl in gestalterischer als auch finanzieller Hinsicht völlig andere Vorstellungen hat", begründete Vorsitzender Ohl bei der Begrüßung der Gäste die Ausstellungsidee des Heimatbundes. Und weiter: "Uns interessieren weniger Sachverständige und Architekten, sondern die Menschen und ihre Anliegen, Menschen, die mitgenommen werden wollen auf einem Weg, den man einzuschlagen gedenkt."
Das Werk des Bildhauers Fritz During stand im anschließenden Einführungsvortrag von Julia Meyer, Leiterin des Plöner Kreismuseums, zunächst im Mittelpunkt. Anhand vieler Fotos seiner sich im öffentlichen Raum befindenden Werke ging sie dabei natürlich auch auf sein wohl bedeutendstes sakrales Werk ein, das Duringsche Kruzifix. Dies hatte der Raisdorfer Künstler 1960 im Einklang mit der Architektur des Gebäudes eigens für die Raisdorfer Kirche geschaffen und selbst als "Christus" bezeichnet. Ihre Ausführungen schloss Julia Meyer mit der Empfehlung, bei der gegenwärtigen Diskussion um das Kruzifix einmal zu überlegen, "ob es dem Heimatort eines Künstlers gut zu Gesicht steht, ein derartiges Werk aus dem Ensemble von Kunst und Architektur zu entreißen."
Was folgte, war eine lebhafte von Helmut Ohl moderierte Debatte. Auszüge: Manfred Pohl: "Das Kreuz und die Kirche gehören zusammen. Es muss deshalb dort bleiben und könnte allenfalls an anderer Stelle seinen Platz finden." Frieder Henf: "Ich appelliere an den Kirchenvorstand, die Entscheidung nochmal zu überdenken. Dem breiten Konsens in der Bevölkerung muss Rechnung getragen werden". Reinhard Hirche: "Wir diskutieren hier über ein Luxusproblem. Es gibt anderen Bedarf in der Kirchengemeinde als die Neugestaltung des Altarraums". Demgegenüber verteidigte Edith Jänsch, Mutter von Pastorin Simone Liepolt, die Pläne des Kirchenvorstands, das Kreuz auf dem Friedhof zu platzieren. "Es soll ja nicht entsorgt werden."! Pastor Klaus Grottke sprach: von einem "Problempunkt" und betonte, dass das Christus-Kreuz an anderer Stelle in der Kirche nicht genügend Platz habe. "Es verliert dort seine Wirkung."
Julia Meyer, Leiterin des Kreismuseums in Plön, informierte die Besucher über Fritz During und sein Werk. |
Angesichts der teilweise hitzigen Debatte versuchte Propst Matthias Petersen zu schlichten. Ohne ein Votum in der Kruzifix-Frage abgeben zu wollen, wies er darauf hin, dass sich das Gottesbild im Lauf der Zeit geändert habe, hin zu einem freundlichen zugewandten Gott. Jens Gloyer vom Kirchenvorstand mahnte mit Blick auf die öffentliche Kirchenvorstands-Sondersitzung am kommenden Donnerstag ab 19.30 Uhr im Haus der Kirche eine "sachliche Diskussion ohne Emotionen" an. Dann wird über den von der Gemeindeversammlung eingebrachten Antrag entschieden, das During-Kreuz an seinem angestammten Platz in der St. Martinskirche zu lassen.
uhl
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