Schwentinental. Alle Schwentinentaler Einwohner sind für Sonntag, 25. April, 12 Uhr, auf den Raisdorfer Friedhof eingeladen. Der Anlass ist ein nicht alltäglicher: Altbürgermeister und Vorsitzender des SHHB-Ortsvereins Schwentinental, Helmut Ohl, und Bürgermeisterin Susanne Leyk werden auf dem Platz des Ehrenmals den Grabstein von August Streufert enthüllen. Damit wird dem einstigen Schwentinentaler Bürger und SPD-Reichstagsabgeordneten, der am 27. Dezember 1944 im Konzentrationslager Neuengamme ums Leben kam, ein bleibendes Ehrenmal gesetzt.
Die ganze Geschichte kennt Helmut Ohl, der unter dem Titel „Aktion Gitter“ 1994 ein Buch über Streufert geschrieben hat. Untertitel: „Der Reichstagsabgeordnete August Streufert - Ein deutsches Schicksal“. Ausgangspunkt zu den Ohl'schen Recherchen war 1968 eine Diskussion in der Raisdorfer Gemeindevertretung. Es ging um die Namensgebung für die heutige Berliner Straße. Die SPD konnte sich mit ihrem Vorschlag „August-Streufert-Straße“ nicht durchsetzen. Was es mit Streufert auf sich hatte, erinnert sich Ohl, wusste damals keiner so ganz genau. Grund genug für den ambitionierten Historiker Ohl, sich Anfang der 90er Jahre, inzwischen im Ruhestand, mit dem Fall zu befassen.

Ums Leben kam August Streufert sehr wahrscheinlich aufgrund eines Erlasses der Nazidiktatur, dass alle ehemaligen SPD- und KPD-Reichstagsabgeordneten zu liquidieren seien. Aber in der Totenliste aus Neuengamme steht, dass am 27. 12. 1944 zwischen 3 und 9 Uhr 20 Menschen gestorben seien, alle durch Krankheiten. Ohl zweifelt die Todesursache an: „Wenn ein natürlicher Tod in den Akten stand, brauchten die Mitarbeiter damals keinen Bericht zu schreiben." Ein Teil der sterblichen Überreste Streuferts gelangte 1945 als Asche in einem Schuhkarton in die alte Heimat zurück und wurde auf dem Friedhof in Preetz (in Raisdorf gab es noch keinen) beigesetzt.
Eigentlich war beabsichtigt, das Grab auf dem Preetzer Friedhof zur Erinnerung an Streufert langfristig zu erhalten, wie es bei Grabmalen ehemaliger Politiker und Opfer des NS-Regimes in bestimmten Fällen möglich ist. Aber die Tatsache, dass Streufert in einem Familiengrab mit seiner zweiten Frau beigesetzt wurde, verhindert die weitere Verlängerung der Grabstätten-Belegung.
Autor / Foto: Norbert Zimmer
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