- Gedenkstein enthüllt
Nur zwei Minuten Zeit für den Abschied
Schwentinental. „Wir möchten mit dieser würdigen und dauerhaften letzten Ruhestätte das Gedenken an August Streufert wach halten.“ Mit diesen Worten von Schwentinentals Bürgermeisterin Susanne Leyk wurde am Sonntag auf dem Raisdorfer Friedhof ein Grabstein in Erinnerung an August und seine Frau Ella Streufert enthüllt.
Am 27. Dezember 1944 war der Widerstandskämpfer und einstige SPD-Reichstagsabgeordnete aus Raisdorf, der vielen Gegnern des Naziregimes zur Flucht verholfen hatte und damit Staatsfeind war, im Konzentrationslager Neuengamme im Alter von 57 Jahren ums Leben gekommen. Sieben Jahre später verstarb seine Frau Ella Streufert in Raisdorf.
Zu der jetzigen Gedenkfeier war der einzige Sohn Siegfried Streufert mit seiner Frau Glenda, dem Sohn Justin und Schwiegertochter Amy aus Hawaii angereist. Der 76-jährige pensionierte Professor aus den USA kann sich noch sehr gut an die damalige Verhaftung seines Vaters im August 1944 erinnern. Da war er knapp zehn Jahre alt. „Keine zwei Minuten hatten meine Mutter und ich Zeit, uns von ihm zu verabschieden. Einmal im Monat bekamen wir einen Brief. Irgendwann dann nicht mehr. Erst vier Monate nach seinem Tod erhielten wir seine persönlichen Sachen, verbunden mit der lapidaren Mitteilung, dass er an Lungenentzündung gestorben ist“, erzählt Siegfried Streufert.

Auch Siegfried Streufert hat seine Raisdorfer Kindheits- und Jugenderlebnisse in einem Buch festgehalten. „Mein Vater liebte Deutschland. Er setzte sich für eine freiheitliche gerechte Welt ein. Trotz des Risikos, entdeckt zu werden, kam es für ihn nie in Frage, dieses Land zu verlassen. Wir bleiben hier, hat er immer gesagt", so Streufert.
Ihn selbst zog es nach einem einjährigen Schüleraustausch-Aufenthalt in den USA 1951/52 vier Jahre später dann endgültig von Raisdorf zunächst zum Studium nach Texas. Dass der 76-Jährige bei seinen regelmäßigen Deutschland-Aufenthalten jetzt ganz in der Nähe seines früheren Elternhauses in der Bahnhofstraße (ehemalige Preetzer Chaussee) einen würdigen Platz des Gedenkens an seinen Vater und seine Mutter besuchen kann, dafür ist Siegfried Streufert sehr dankbar. uhl
Foto: Kuhl
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