SCHWENTINENTAL. Der Heimatbund Schwentinental ist der mitgliederstärkste im Kreis Plön. Am Wochenende feiert er 40-jähriges Bestehen. Der ehemalige Raisdorfer Bürgermeister Helmut Ohl ist Gründungsmitglied und hat pünktlich zu diesem Anlass eine 651 Seiten starke Raisdorfer Chronik verfasst, die er bei der öffentlichen Feier am Sonntag um 11 Uhr im Bürgersaal der Stadt vorstellen wird.
13 Jahre lang hat Ohl daran gearbeitet, Geschichten aus Raisdorf zu recherchieren und aufzuschreiben, von denen zunächst einzelne Kapitel im Vereinsblatt veröffentlicht wurden. Wer Ohl zuhört, bekommt schnell den Eindruck, er sei ein wandelndes Geschichtsbuch. Jahreszahlen und Ereignisse sprudeln nur so heraus aus dem 88-Jährigen, der zwischen 1963 und 1992 Bürgermeister von Raisdorf war. Natürlich hat er auch die Entstehungsgeschichte des Heimatbundes sofort parat, Der Startschuss fiel 1977. Vom Tarper Bürgermeister hörte er, dass die Gemeinde bei Flensburg durch eine gemeinsame Aktion aller Grundstücksbesitzer den Titel ,,schönstes Dorf " erlangt hatte, Ohl fand, so etwas würde auch Raisdorf gut zu Gesicht stehen. Mit 30 Mitstreitern gründete er am 21. April 1978 den ,,Verschönerungsverein Raisdorf". Allerdings wollten die Bürger ein fach nicht mitspielen. Zweimal stand der Verein kurz vor der Auflösung. Nach der ersten Krise entschieden die Mitglieder, auf eigene Faust Grünflächen zu verschönern. 1988 setzte man dann andere Prioritäten und verstärkt auf Geschichte und Kultur. Aus dem Verschönerungsverein wurde der Heimatbund.
Auch die Geschichte der St. Martinskirche, die einst als Barackenkirche von Flüchlingen erbaut wurde, erzählt er in seinem Werk. So erfährt der Leser auch, dass in der ehemaligen Barackenkirche einst die Schiffsglocke des Kreuzers ,,Stralsund" aus dem Ersten Weltkriegläutete. Im Zweiten Weltkrieg sollte sie eingeschmolzen und als Waffe verwendet werden und landete auf dem Hamburger Glockenfriedhof. Weil alle Kirchenglocken von den Briten registriert waren und wieder zurück in den dazugehörigen Glockenturm gebracht werden sollten, blieb für die Raisdorfer nur die Schiffsglocke übrig. Diese und noch viele Geschichten mehr finden sich in Ohls Chronik, die im Jahr 2008 endet, als Raisdorf mit Klausdorf fusionierte.
Eine Schwentinentaler Chronik will Ohl nicht mehr schreiben. ,,Ich habe auch mit meiner Arbeit im Heimatbund genug zu tun", sagt er und schmunzelt.
Quelle: Merle Schaak / Kieler Nachrichten v. 21.4.2018
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